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Abenteuer Alpabtrieb Schafe


VonGabriela Domedi- Geschrieben am01 September 2008

Gaby hat mich eingeladen, am Schaf-Alpabtrieb mitzuhelfen, mit Hund. Nun, zuerst wusste ich nicht so recht (im Kopf) ob ich gehe, aber vom Herzen her hatte ich schon entschieden. Vielleicht brauchte man doch noch eine helfende Hand oder auch Pfote? Schliesslich ist Xeran ein erfahrener Schafetreiber. 

Am Sonntag, 31.08.2008, Treffpunkt um 6.30 Uhr beim Eggbergli-Bähnli. Würde ich das Bähnli nicht schon kennen, wäre der Anfang des Abenteuers angesichts der Gondel bereits hier. Aber nachdem ich schon am Mittwoch vorher in den Genuss dieses Transportmittels gekommen bin, beginnt das Abenteuer erst beim Ausstieg resp. beim Aufstieg.

Der Aufstieg hat es in sich. Als nicht sehr erfahrene "Alpinistin" halte ich mich tapfer in der Mitte der Truppe. Solange ich schön brav auf den Boden schaue und nicht an die Spitze des Berges geht es ganz gut voran. Letztes Jahr hätte ich das wohl nicht mitgemacht, hatte ich doch 26 Kilo mehr zu schleppen. Xeran geht lockerflockig ganz vorne und vergisst mich offensichtlich. Frauchen die lahme Ente wird dann schon kommen. Wir machen zwei Pausen bis wir bei der Plattihütte ankommen. Und dort erwartet Gaby eine Überraschung. Mit wie vielen Leuten hat sie gerechnet? So um die 12! Wir waren 26 Stück (1 Junge, 3 Frauen und 22 Männer)!!!! Nach einem Znüni aus dem Rucksack und einem Kaffee von Marie-Therese teilen wir uns in mehrere Gruppen auf. Jede Gruppe übernimmt einen Teil des Gebietes.

Ich bin mit Gaby, Marie-Therese und Ruedi zusammen und natürlich unsere beiden Hunde Nascza und Xeran. Wir gehen die "Burg" und werden mit einer traumhaften Aussicht belohnt. Schafe finden wir allerdings nicht. Allerdings sehen wir auf den gegenüberliegenden Hügel eine grosse Schafgruppe die von mehreren unserer Leute getrieben wird. Es sieht gewaltig aus, wie die Schafe eins hinter dem andern seinen Weg sucht. Unsere Aufgabe ist es ausserdem die Schafe beim vereinbarten Treffpunkt in Schach zu halten, damit sie nicht zum Plattisee laufen. Eine grössere Gruppe Schafe trifft ein. Ich habe mitbekommen, dass die Schafe mit dem blauen Zeichen oben bleiben müssen. Es wäre eine so schöne Lücke zwischen den Schafen und ich könnte Xeran gut in diese Lücke schicken. Aber offensichtlich haben die Schäfer nicht so richtig den Glauben an (m)einen Border Collie. So gehen alle Schafe weiter und müssen später getrennt werden. Beim Warten auf die nächste Gruppe wird von den anwesenden Schäfern so manche Geschichte von den letzten Jahren aufgerollt, was da alles so passiert ist. Man einigt sich darauf, dass es Fehler gab, dass alle Fehler ausgebügelt werden konnten und das es genau deshalb doch keine Fehler gab. So einfach könnte das Leben sein!

Einige Wanderer kommen uns entgegen und eine Frau fragt nach dem Weg. Eines hab ich gelernt an diesem Tag: Frage NIE, NIE, NIE nach dem Weg, wenn mehr als ein Mann anwesend ist. JEDER weiss einen anderen und noch besseren Weg. Am Schluss stehst du da und weißt eigentlich gleich viel wie vorher.

In der Zwischenzeit sind die "Blauen" Schafe von den anderen getrennt und wieder auf die Alp gebracht worden. Die restlichen sind bereits viel weiter unten im Tal. Für uns beginnt der Abstieg. So langsam merke ich, dass auch ich müde bin, aber ja nicht zugeben, Frau will ja kein Weichei sein. Der Abstieg ist wirklich lustig, es werden viele Sprüche gemacht und ich merke nicht, dass ich diese Leute zum ersten mal sehe.

Ganz am Schluss kommt Xeran doch noch zu einem kleinen Einsatz. Er darf Schafe holen die sich in den Büschen "verstecken". Er macht seine Arbeit sehr gut und einmal mehr bin ich stolz auf ihn, weil einfach Verlass ist auf ihn, wenn Not am "Hund" ist.

Nach der Fahrt ins Tal mit der Bahn sind Xeran und auch ich wirklich hundemüde und wir werden an diesem Tag beide sicher nicht alt.

Etwas noch zum Schluss: Wie gross war der Aufschrei meiner Familie und Kollegen, dass ich nach Altdorf ziehe. Die Urner seien Fremden gegenüber stur, zurückhaltend und allgemein sehr eigen. Das habe ich auch von anderen Zuzügern gehört. Komisch, bis heute habe ich nichts davon gemerkt. Vielleicht ist es einfach auch die Art wie man selbst auf die Leute zugeht? Ich jedenfalls erlebe die Urner als sehr liebenswertes Volk. Es ist uuuuuhh-schön im Urnerland und ich befürchte fast, ich werde Euch eine Zeit lang erhalten bleiben.

Und was auch klar ist: Es wird nicht mein letzter Alpabtrieb sein. Die Schönheit der Berge, die Arbeit mit den Schafen und überhaupt die ganze "Natur pur" an so einem Tag ist unbeschreiblich.