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Schafpflege im Sulztal mit fünf Schafbesitzern


VonGaby Oswald- Geschrieben am04 July 2008

Ich treffe mich um 7.30 Uhr bei der Talstation Eggenbergli mit Beni und Sepp. Gemeinsam fahren wir mit dem Bähnli hoch. Die zwei gehen voraus und fragen nach ein paar Minuten, ob ich sie zu schnell seien. Aber sie gehen eher langsam und so sage ich, dass ich normalerweise schneller gehe. Sepp hat Probleme mit dem Rücken, er war gerade erst in der Therapie. Wir passen uns seinem Tempo an. Bei Toni angekommen wird zuerst mal ein Kaffee mit Schnaps getrunken. Ich verzichte, da ich nicht weiss, wie sich das auf mein Gleichgewicht auswirken könnte. Klaus und Sepp Nummer zwei sind bereits gestern angereist. Wir verbringen eine gemütliche und lustige Stunde bei Toni: Zuerst das Vergnügen, dann die Arbeit.

Wir stellen beim Gade (Stall) einen Ferch (Netz) auf. Dann treiben wir die Schafe in den Ferch und von dort in den Gade. Nazca passt auf, dass keines der Tiere den Felsen neben der Hütte hoch klettert und entwischt. Wir kontrollieren eines nach dem anderen.

Ich bin froh, dass die Männer die schweren Böcke und zappligen Auen auf den Hintern setzen. Bei einem besonders schweren Bock müssen sie zu viert anpacken bis sie ihn endlich auf dem Boden haben. Ich bin Handlanger: Schere, Messer, Spray, Markierstift. Beni übernimmt das Spritzen von Penicilin. Zügig haben wir über fünfzig Schafe behandelt.

Wir lassen die Schafe laufen und gehen zu den Wasserfällen, um die restlichen Schafe dort zu behandeln. Mit Salz locken wir sie an und die Männer fangen eins nach dem anderen. Ich laufe mit dem Markierstift hin und her. Nazca dreht immer wieder Schafe und treibt sie uns zu. Dazwischen wartet sie und ich passe auf, dass keine freche Aue sie von hinten rammt.

Plötzlich ruft Toni, ein grosses Lamm sei bei den Tännchen oben. Da es sich nicht bewegt braucht es drei Versuche, bis Nazca weit genug läuft und es aufscheucht und zu uns treibt. Wir kreisen es ein, es entwischt. Das Spiel wiederholt sich über zwanzig Minuten. Dann hat das Schaf genug und läuft über den Fluss Richtung Tal.

Zu Hause üben wir nie, einzelne Schafe zu holen, sondern bringen die Herde zum Schaf. Das ist hier nicht möglich. Ich schicke Nazca zum x-ten Mal. Das Schaf hat genug. Es stellt sich. Nazca ist heute super. Sie hört mir präzise zu, geht zurück, lässt dem Schaf Zeit und es kommt langsam wieder hoch. Dieses Mal nähern wir uns noch vorsichtiger von allen Seiten. Fünf Männer, ein Hund und ich. Endlich haben wir das Schaf. Nun holen wir noch die Schafe, die auf dem Steinboden sind und treiben sie in den Stall. Nach gut fünf Stunden haben wir über hundert Schafe behandelt.

Wir haben unser Mittagessen verdient. Es wird über ein Klauenbad diskutiert und wir sind uns einig, dass dies eine grosse Erleichterung wäre. Um drei Uhr machen wir uns alle auf den Rückweg. Sepp hat beim Heruntertreiben und Einfangen seiner Schafe zu wenig auf seinen Rücken geachtet und hat tierische Schmerzen. Er ruft bei Heidi die Therapeutin an und bekommt gleich einen Termin. Er geht vor und hofft, dass er es bis zur Bergstation schafft.

Gute Besserung Sepp - und danke für deinen Einsatz!

 

Zu Hause angekommen brechen Toni und Walti gerade auf. Sie rufen mir entgegen, sie hätten tiptop aufgeräumt. Sie kommen mit zur Hütte und zeigen mir, dass heute alles in Ordnung ist. Es ist wirklich aufgeräumt. Die Gräben sind zugeschüttet und ich kann das Wochenende in und um meine Hütte geniessen. Ein grosses Dankeschön an Toni und Walti!